gERMAN EQUAL PENSION SYMPOSIUM

Altersarmut auf High Heels:

Gender Pension Gap

30.6.2023

Braucht es für die Rentenlücke nun auch noch ein GEPS - German Equal Pension Symposium?

Ja, denn es gibt eine Lücke, die kaum jemand kennt und genau die betrifft, die einen großen Teil der familiären und gesellschaftlichen Verantwortung übernommen haben: Mamis, Caregebende, sowie Menschen, denen es aufgrund der Schwere ihrer beruflichen Belastung nicht möglich ist, Vollzeit zu arbeiten. Genau diesen fehlt aber Zeit und Geld und vielleicht auch Nerven, daran zu denken.

Es ist nämlich so, dass…

… die gesetzliche Rente nicht ausreicht. DAS ist hinlänglich bekannt. Es liegt am fehlenden Nachwuchs und am Umlageverfahren. Das Ganze hat einen Namen: Demografischer Wandel. Ein Einkommensminus von rund 50 % bis 60 % - nur weil man in Rente geht (und kein deutsches Durchschnittsgehalt bezogen hat) – ist herb aber seit einigen Jahren öffentlich bekannt. Es ist ausgleichbar, wenn früh genug dagegen gearbeitet, pardon, investiert wird. Auch, dass die gesetzliche Altersrente von Männern mit 1.200 € fast 50 % höher ist als die der Frauen mit 800 €, ist bekannt. Woher kommt das? Wird das die heutigen jungen Eltern später auch betreffen? Gleichen die private und die betriebliche  Altersvorsorge die Lücke nicht aus?

Nahezu unbemerkt vergrößert sich das

Einkommensminus auf 80 Prozent und mehr

durch einen Halbtags- oder Teilzeitjob.

Und zwar bei einer nicht nur zahlenmäßig relevanten Bevölkerungsgruppe: Mütter (und Väter), die daheim die Care-Arbeit übernehmen. Eigentlich logisch, nur dass die Betroffenen sie nicht bemerken und schon gar keine Zeit haben, darüber nachzudenken.

Zwischen vollen Windeln, Kinderarztbesuchen, Pekip-Gruppe, Kitaplatz-Suche, Familienfeiern, dem Vorsitz der Elternpflegschaft für das ältere Kind, Kuchen backen für die Klassenfeier und den Besorgungen für die Großeltern fühlt sich die Zeit am Arbeitsplatz in manchen Berufen fast wie Erholung an. Es wird nicht durcheinandergeredet, Aufgaben werden nacheinander erledigt, Pausen sind gesetzlich vorgeschrieben und die Arbeitszeit ist endlich. Dafür gibt es am Monatsende Geld aufs Konto. Die oft zu fast 100% zusätzlich geleistete Care-Arbeit daheim wird unentgeltlich erbracht. „Gerne und mit Freuden“ – aber ohne Bezahlung.

Keine

Mutter

arbeitet Teilzeit.

Sie wird aber 
nur für einen 
Teil  
ihrer Arbeit 
bezahlt.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Rente in unabsehbar weiter Ferne scheint und das eigene Einkommen durch Elterngeld oder Teilzeitjob sowieso auf Almosengröße geschrumpft ist – nicht zuletzt durch Steuerklasse V - oder ganz weggebrochen ist. Das Gap ist bei privater und betrieblicher Altersvorsorge sogar noch größer - zu Ungunsten der Frauen – man berücksichtige jedoch, dass die bAV nur von rund einem Viertel der Frauen und einem Drittel der Männer überhaupt genutzt wird. Ergänzende Vorsorge in der Fläche: Fehlanzeige!

Bis das letzte Kind volljährig geworden ist sind 53 % der Mütter in Teilzeitjobs*.

(31 % ganztags, 16 % gar nicht)

Sie erwerben also in der gRV (auf der Basis des Teilzeitgehaltes) nur einen Anspruch auf eine Teilzeitrente.

Zwar kehren die Mütter heute früh(er) in die Arbeitswelt zurück – jedoch in Teilzeit. Bei den Müttern von Drei- bis Fünfjährigen sind es 54 %. Dieser Prozentsatz bleibt bis zur Volljährigkeit nahezu konstant. Die Vollzeit Erwerbstätigenquote steigt in dieser Phase von 19 % (mit drei – fünfjährigen Kids) auf 31 % (mit 17-18jährigen Kindern.)

Mit 30 Jahren kommt das erste Kind, nach rund zwanzig Jahren Teilzeit für die eigene Familie folgt dann oft schon die Care-Arbeit an der Elterngeneration.

Das schlechte Gewissen, fürs Alter „doch mal was machen zu müssen“, flackert zwar hin und wieder auf. Die „Hirn-Hand-Schranke“, also vom Nachdenken ins Handeln zu kommen, fällt dem Trägheitsmoment zum Opfer.

Berufstätigkeit allein bedingt

keine auskömmlichen Alterseinkünfte.

Lange Erwerbstätigkeit in Teilzeit, nicht erworbene Qualifizierung, Karriere, die nicht stattgefunden hat, sowie die schlechter bezahlte Arbeit in typischen Frauenberufen sind die Hauptursachen für geringe Renten von Care-Gebenden, aktuell sind das fast 90 % Frauen.

Wen betrifft es? 50 % der Bevölkerung sind Frauen, davon sind/werden 80 % Mütter. Davon erwerben 69 % über mehrere Jahrzehnte keine (16 %) oder nur rudimentäre (53 %) Rentenansprüche. Es sind also mehr als ein Viertel (knapp 28 %) der Deutschen, die auf prekäre Renten von 20 %, evtl. noch weniger, zusteuern.

 

GEPS 

Ininiative

GERMAN EQUAL PENSION SYMPOSIUM 

Auftakt: 30. Juni 2023, Stuttgart

Ziel:

Aufklären 
zu „geschlechterspezifischen Teilzeitrenten“

(Gender Pension Gap)

Impulse, Wege, Lösungen 
Equal Pension 

Das Symposium bot Expertinnen eine Plattform, um sich beim Roundtable intensiv über das Thema "Pension Gap" auszutauschen, das die Unterdeckung von Müttern und Care-Gebenden im Alter betrifft. Gemeinsam mit Cordula Vis-Paulus, der Initiatorin und Moderatorin des GEPS, nahmen an dieser wichtigen Diskussion außerdem Dr. Heinke ConradsDr. Henriette MeissnerInes FreibothMartina PophalSandra Mekler & Ute Thoma teil.

In einem geschlossenen Roundtable konnten ihre Erkenntnisse und Erfahrungen geteilt werden, um Lösungsansätze für die bestehenden Herausforderungen zu erarbeiten.

Botschaften

# Care-Gebende

Care-Arbeit hat einen finanziellen Wert

in Euro im Rahmen des Familieneinkommens.

·        Aktiv in Beziehung über den Geld – WERT der Care-Arbeit sprechen und einfordern

·        Wer in Teilzeit erwerbstätig ist, erwirbt weniger Rentenansprüche und hat eine größere Versorgungslücke auszugleichen. Teilzeiterwerbstätige* Müssen mehr in die ergänzende private und betriebliche Altersvorsorge investieren (im Vergleich zu Vollzeitarbeit), um die Altersversorgung zu erhalten.

·        Frauen brauchen eine eigene Versorgung - auf ihren Namen!

Es lohnt sich doppelt:

1. Durch die höhere Lebenserwartung zahlt der Versicherer länger aus.

2. Das Einkommen bleibt erhalten, unabhängig vom Partner.

·        Verheiratete: Steuerklasse bewusst wählen.

 

#Arbeitgeber

Arbeitgeber haben die

Möglichkeit und

die Verantwortung,

den Zugang zu

Altersvorsorge zu erleichtern.

Zum Beispiel durch

·        die Einführung arbeitgeberfinanzierter Modelle: Damit werden alle erreicht – auch Frauen, Mütter, Väter, Care-Gebende, Teilzeiterwerbstätige.

·        sich Transparenz über die Unterschiede der (durchschnittlichen) Altersvorsorgebeiträge von z.B. Frauen und Männern zu verschaffen.

·        Arbeitgeberbeiträge zur bAV unabhängig von der Gehaltshöhe zu geben.

·        Zielführende, motivierende, ansprechende und verständliche Kommunikation.

·        gezielte Nutzung der Geringverdienerförderung (§100 EstG).

·        proaktives anbieten der steuerfreien Nachzahlung z. B. für die Elternzeit

·        Stay – in: automatische Entgeltumwandlung (AON Mai 2022)

Arbeitgebern sichert die betriebliche Altersvorsorge Vorteile: Weil über alle Altersklassen hinweg die betriebliche Altersvorsorge auf den ersten Plätzen der wichtigsten Benefits steht, werden kluge Vorsorgemodelle von Bewerbern als ein signifikanter Vorteil wahrgenommen.

Arbeitgeberfinanzierte

betriebliche Altersvorsorge

ist das bessere Opt-Out!

 

# Versicherer

·        Ansprechende, transparente und verständliche Kommunikation

·        Role-Models zeigen

·        Sprache der Kund*innen sprechen und dort präsent sein, wo sie sind (z. B. Social Media, Female Festivals, Medien)

Mehr Beraterinnen

·        Einfache, intuitiv bedienbare Tools für Endkund*innen

#Berater*innen

·        sensibilisieren für den zusätzlichen Versorgungsbedarf von Teilzeiterwerbstätigen

·        sensibilisieren für die besonderen Vorbehalte von Frauen, aufgrund wegfallendem Einkommen wegen Elternschaft, bindende Verpflichtungen einzugehen.

·        Vor/Während der Carezeiten steht das Familieneinkommen, nicht das Einkommen des/der Einzelnen, im Mittelpunkt

·        Befähigung des Paares, selbst Lösungen zu finden.

·        Betriebliche Altersvorsorge: Beratung der werdenden Eltern anstelle automatischer Beitragsfreistellung

·        Veranschaulichung des Zinseszinseffektes nicht eingebrachter Beiträge (Vermögensschaden mehrere zehntausend Euro)

 

# Politik

·        Fokus auf frauenspezifische Hürden bei der Altersvorsorge

·        keine Kürzung des Elterngeldes wegen Entgeltumwandlung (analog Kurzarbeitgeld)

·        steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Flankierung des Stay-in auf betrieblicher Ebene

·        Vereinbarkeit und Betreuungsangebote verbessern, damit Frauen früher die Option auf höhere Teilzeit oder Vollzeit haben

·        Projekte fördern zur stärkeren Akzeptanz „Männer in Elternzeit“

·        Alleinerziehende steuerlich entlasten

 

 

# Alle

Eigenvorsorge beginnt mit Selbstfürsorge.

Beides liegt in der Eigenverantwortung jede*r/s einzelnen.

Die Rentenlücke ist

dramatischer

als wir es glauben wollen.

·        Früh mit der Altersvorsorge starten: umso eher sind echte Werte vorhanden.

·        Altersvorsorge ist kein Hexenwerk: Frau/Man muss kein*e Finanzexpertin werden; es genügt ein gesundes Grundverständnis. Um alles Weitere kümmern sich die Experten.

·        Die passende Altersvorsorge arbeitet für die Kundin/den Kunden und sorgt ohne weiteres Kümmern für die vereinbarte Rente.

·        Was eine Rentenversicherung kann, kann NUR eine Rentenversicherung: Für ein LEBENSLANGES „Grundrauschen“ der Einkünfte sorgen.

Rentenlücke klingt nach Wackelzahn.

Wir sind der Meinung,

da fehlt der ganze Oberkiefer.

·        Versicherungen haben alles, um eine lebenslange Versorgung abzubilden.


Im Anschluss fand ein virtueller Panel Talk statt, bei dem Vermittlerinnen und Vermittler, Personalverantwortliche und andere Interessierte die Möglichkeit hatten, Fragen zu stellen und gemeinsam zu diskutieren.

"Es wird kaum so sein, dass wir uns in einem Jahr treffen und feststellen, dass alles getan ist. Dennoch wollen wir alles dransetzen, dass EqualPension jeden Tag ein Stück mehr Realität wird."

Dr. Heinke Conrads


* Manchmal haben wir zu Gunsten der besseren Lesbarkeit nicht alle aufgeführt, die wir meinen: Frauen, Mütter, Care-Gebende, Väter, Teilzeiterwerbstätige.

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Durchblick: Frauen, ran ans Geld

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